Von Elektrogeräten zur urbanen Rohstoffmine:
Eine Staffel in vier Etappen

Erstes Etappenziel: Die Sammelstellen

Am Anfang steht immer das Sammeln. Ein Glück, dass der Mensch nicht nur «ein Jäger, sondern auch ein Sammler» ist. Swico Recycling machte sich dieses menschliche Erbe seit den Anfängen im Jahr 1994 zu nutzen und aktivierte den «Sammelwillen» der Konsumentinnen. Denn die Konsumenten sind es, die dafür sorgen, dass das erste Etappenziel bei der «Tour de Recycling» der Swico erreicht wird, und die schweizweit koordinierten Sammelstellen mit demjenigen Gut versorgt werden, welches es für ein erfolgreiches Recycling braucht: die Elektroaltgeräte (EAG).

Am Anfang steht immer das Sammeln

Recycle like this

Von der Ladentheke zum Bahnhof

Früher konnte man alte oder defekte Elektrogeräte einfach dort abgeben, wo man sie gekauft hatte. Doch die Zeiten ändern sich. Cargo Domizil, einst ein Teil der SBB, richtete eigene Sammelstellen an Schweizer Bahnhöfen ein. Als Schnittstelle zwischen Bahn und Lastwagen sorgte Cargo Domizil dafür, dass die Geräte zu den Recyclingunternehmen kamen.

Seit 2000 haben kommunale und private Sammelstellen ihr Angebot erweitert, sodass Verbraucher ihre EAG auch dort abgeben können. Diese Sammelstellen sind heute die Hauptanlaufstellen für die Rückgabe von Elektrogeräten. Das Motto des Swico Recyclingsystems lautet:

«Wir wollen dem Konsumenten die Abgabe der EAG so einfach wie möglich machen.»

Deshalb gibt es überall in der Schweiz Recycling-Sammelstellen, von Samnaun bis Lausanne, von Schaffhausen bis Chiasso.

Die Mitarbeiter an den Sammelstellen übernehmen wichtige Vorbereitungsaufgaben für ihre Swico Recycling-Teamkollegen, ähnlich wie bei einer Stabsübergabe im Staffellauf. Heute werden die Geräte immer kleiner und leichter – mit Ausnahme von Flachbildschirmen. Trotz dieser Entwicklung nimmt die Anzahl der abgegebenen Geräte stetig zu.

Urban Mining

zum

Um sicherzustellen, dass die EAG nicht beschädigt und die Bildschirme intakt bleiben, ist eine fachgerechte Handhabung unerlässlich. Besonders achten die Helferinnen auf defekte lithiumhaltige Geräte, die bei unsachgemässer Behandlung Feuer fangen können. Nur durch diese Sorgfalt ist das wertvolle Gut EAG bereit für das nächste Etappenziel: den Transport und die Logistik.

«Verrückt, wie klotzig und schwer ein solcher Ghettoblaster vor einigen Jahren noch war. Geräte altern heute wahnsinnig schnell. Das sieht man auch an einem anderen Beispiel: Seit es das iPhone gibt, landen unzählige ältere Modelle bei uns.»

Dario Hosang, Sammelstelle Bahnhof Rhätische Bahn, Ilanz

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Zweites Etappenziel: Transport und Logistik

Transport und Logistik sind die unsichtbaren Helden des Swico-Recyclingsystems, die Verbindung zwischen Sammelstellen und Recyclingbetrieben. Anfangs übernahm Cargo Domizil den Transport der Elektronik-Altgeräte und bewältigte dabei beeindruckende 25’000 Tonnen in Spitzenzeiten. Heute organisieren viele Sammelbetriebe den Transport selbst und sorgen so für eine reibungslose Weitergabe der wertvollen Altgeräte.

Ohne Logistik keine Feinverteilung

Wie lässt sich das empfindliche Transportgut am besten von A nach B bewegen? Mit neuen Technologien kommen auch neue Herausforderungen – etwa die Brandgefahr durch Lithium-Batterien oder die quecksilberhaltigen Flachbildschirme der neuesten Fernseher.

Die Branche hat darauf schnell reagiert: Seit 2017 müssen EAG ausschliesslich in Paletten und Rahmen transportiert werden. Auch wenn die Herausforderungen sich ständig ändern, bleibt der kreative und effiziente Umgang damit ein Markenzeichen von Swico Recycling.

Ein Grossteil der jährlich anfallenden EAG stammt aus den dicht besiedelten Ballungszentren der Schweiz. Um diese Geräte auf besonders energieeffiziente Weise zu transportieren, treten sie ihre Reise per LKW und Bahn an. So gelangen sie schnell und zuverlässig an ihr Ziel: die Zerlegebetriebe und Recyclingunternehmen, wo sie in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt werden…

Drittes Etappenziel: Zerlegebetriebe

Hier macht man sich noch (gerne) die Hände schmutzig

In den Zerlegebetrieben findet eine wundersame Verwandlung statt: den ausrangierten EAG werden in feiner Handarbeit wertvolle Rohstoffe entlockt. Hier wird der alte Laptop oder der nicht mehr gebrauchte Fernseher zuerst grob auseinandergenommen. Es sind die gleichen Mitarbeiterinnen, die diese ausgedienten Geräte händisch von Schadstoffen wie Batterien, Akkus, Kondensatoren oder quecksilberhaltigen Hintergrundbeleuchtungen befreien und weiter in ihre Einzelteile zerlegen.

«Immer wieder landen neue, unbekannte Geräte auf dem Band, die es zu zerlegen gilt. Da die Elektronik immer kleiner und kompakter wird, erfordert das detektivische Präzision, um schädliche Stoffe und versteckte Akkus zu entdecken.»

Thaddäus Steinmann,
Bereichsleiter feste alternative Brennstoffe, Altola AG

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Geschützte Arbeitsplätze für besondere Menschen

Die rund 100 Zerlegebetriebe, die den Recyclingunternehmen zuarbeiten, liegen über alle Regionen der Schweiz verteilt und erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Umweltaufgabe, indem sie geschützte Arbeitsplätze für Menschen im zweiten Arbeitsmarkt bieten.

Jeder Betrieb arbeitet nach den Vorgaben des jeweiligen Recyclingunternehmens, sodass die Abläufe genau abgestimmt sind. Die Arbeitnehmer werden daher regelmässig präzise auf neue Abläufe und Prozess hin geschult.

«Fingerspitzengefühl» gefragt

Viele der neuesten elektronischen Geräte, die wir täglich nutzen, bestehen aus leichten und kleinen Einzelteilen. Attraktiv für die Nutzerinnen solange sie im Einsatz sind, bedeutet die zunehmende Miniaturisierung jedoch mehr und mehr Handarbeit beim Recycling. Zudem sind heutzutage viele Kleinteile in den Geräten verklebt und ihre Trennung erfordert noch mehr «Fingerspitzengefühl».

Mit anderen Worten: auf der Swico Recycling-Tour wird es nie langweilig.

«Erwerbslose finden in unseren Zerlegebetrieben Arbeit und gewinnen durch Struktur und Entlöhnung ihre Autonomie zurück.»

Antonio D'Agostino,
Leitung Einkauf & Verkauf
und Handel International

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«Je besser wir vorab sortieren, desto besser kann später in den Recyclingbetrieben geschreddert werden. Und desto weniger Wertstoffe gehen im Prozess verloren.»

Sebastien Piguet
co-directeur Le Bird Sàrl

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Viertes Etappenziel: Recyclingunternehmen

Swico arbeitet schweizweit mit acht Recyclingunternehmen zusammen. Sie entfernen Schadstoffe und bereiten Rohstoffe in ihrer reinsten Form auf — alles mit dem Ziel, den besten Preis am Markt zu erzielen. Die Recycler verdienen ihr Geld hauptsächlich durch den Handel mit hochwertigen Rohstoffen. Wenn diese Rohstoffe gute Preise erzielen, profitieren auch die Konsumierenden. Denn je höher der Erlös der Rohstoffe, desto geringer fällt der vorgezogene Recyclingbeitrag aus, da dieser zur Entschädigung der Recycler verwendet wird.

In den Recyclingbetrieben nehmen unter anderem die Recyclisten eine wichtige Rolle ein. Das Berufsbild der Recyclisten entstand im Jahr 2000. Wurden zu Beginn nur vereinzelt Personen ausgebildet, so sind es gegenwärtig 40 bis 50 Lernende pro Jahr, die sich zum Recyclisten oder zur Recyclistin ausbilden lassen.

Wenn die Recyklistinnen auf «Daniel Düsentrieb» treffen

«In der Schweiz haben wir ein grosses Potential an Sekundärrohstoffen. Deshalb kommt dem Recycling von ausgedienten Elektronikgeräten und damit dem Berufsbild «RecyclistIn» nicht nur ökologisch sondern auch wirtschaftlich eine besondere Bedeutung zu.»

Sabine Krattiger
Geschäftsleiterin Immark AG

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Es ist diese spezielle Mischung zwischen Kopf- und Handarbeit, die viele in ihren Bann zieht. Bei welcher anderen Arbeit wird man gleichzeitig mit den Herausforderungen der Entsorgung eines Teslas, von Photovoltaik und eines Röhrenbildschirms konfrontiert? Wo kommt man sowohl mit verschiedenartigen Recyclingtechnologien in Kontakt und soll gleichzeitig die Weltmarktpreise für Kupfer im Kopf haben? So muss eine Recyclistin beispielsweise jederzeit fähig sein, rasch zu entscheiden, ob die Ware gelagert wird, um von zukünftig steigenden Rohstoffpreisen zu profitieren oder sofort weiterverkauft werden soll.

Im Hinblick auf dieses attraktive und vielfältige Tätigkeitsfeld erstaunt es, dass auch dieser Berufszweig unter Fachkräftemangel leidet.

«Recyclist ist ein Beruf mit grosser Zukunft. Denn Abfälle wird es in unserer Gesellschaft immer geben. Und ich bin bei der Arbeit auf den Baustellen total im Element.»

Stéphane Alibrando, 27
Recyclist/Baustoffen- & Qualitätskontrolle, Bird – RDS SA, Genf

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«Ich bin aus Zufall Recyclistin geworden. Und ich bin nach wie vor überzeugt vom Beruf und seiner Zukunft. Recycling stösst in der Gesellschaft auf immer mehr Interesse. Recycling ist die Zukunft.»

Denise Gämperle, 24, Disponentin/Annahme, Schluenegger-Kocher Transporte AG, Büren an der Aare

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«Recycling ist Zukunft. Und Recycling hat Zukunft. Denn Abfall wird es immer geben.»

Sven Wunderli, 17
Lernender Recyclist bei der Firma Immark AG in Regensdorf

Automotive design, Motor vehicle

Eine Schlüsselrolle in den Recyclingunternehmen spielen die Verfahrenstechnikerinnen, oft Ingenieure mit einem Faible für Technik. Diese modernen «Daniel Düsentriebs» sind Meister darin, die besten verfügbaren Technologien zu finden, um den Recyclingprozess in eine präzise Rohstoffraffinerie zu verwandeln.

«Leuchtstoffröhren in Flachbildschirmen haben Quecksilber und sind gefährlich, wenn sie brechen. Dank einer von unseren Ingenieuren weiterentwickelten Maschine können wir nun 750 Kilo pro Stunde sicher und umweltfreundlich recyceln, statt mühsam 35 Kilo manuell zu zerlegen.»

Roger Blesi
Managing Director, Thévenaz-Leduc SA

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Der enge Austausch zwischen Recyclistinnen und «Daniel Düsentriebs» spielt innerhalb der Betriebe eine wichtige Rolle. Ohne Teamwork der beiden lässt sich ein erfolgreiches Recycling von der ersten Generation schwerer Mobiltelefone aus den 1980er-Jahren bis zum neusten Smartphone nur schwer bewerkstelligen.

Die grosse Herausforderung der Recyclingunternehmen ist und bleibt der schnelle Wandel der Technologie; stetes Umdenken ist gefragt.

«Das Gemisch aus Tonerpulver und Luft kann Explosionen verursachen. Nach zahlreichen Versuchen erfanden wir endlich einen nass-chemischen Prozess für eine 'State-of-the-art‘-Lösung, die den Tonerstaub stabil bindet.»

Christoph Solenthaler, Geschäftsführer SoRec AG

Grass

Die Recycler - Nostalgiker der praktischen Sorte

Wenn man nach berufsbedingten «Vergangenheitsbewältigern» sucht, findet man diese in den Hallen der Swico Partnerfirmen. Unsere Recycler entsorgen täglich 30-jährige Technologie.

Während Händlerinnen und Importeure die neuesten Geräte verkaufen, sind es die Recycler, die sich mit den technologischen Überresten beschäftigen. Das bedeutet, sie müssen gleichzeitig sowohl die ältesten Geräte weiterhin recyceln als auch schon heute die Technologie für die nächste Gerätegeneration vorbereiten. Das erfordert Weitsicht und kontinuierliche Investitionen in Technologie und Verarbeitungsprozesse.

Am Ende unserer Tour de Recycling findet die Mission des Swico Recyclings ihre Umsetzung: Unbrauchbare EAG werden nicht einfach entsorgt, sondern sie werden Schritt für Schritt in ihre Einzelteile zerlegt und raffiniert, sodass am Schluss wieder von Schadstoffen befreite und von Kunststoffen getrennte wertvolle Rohstoffe zur Verfügung stehen.

Ziel ist erreicht:
Aus Schrott wird Gold

Sei es Aluminium, Eisen, Kupfer, Gold oder gar Palladium: Dank des sogenannten «Urban Mining» lassen sich erstaunliche Mengen an Rohstoffen fernab ihrer Ursprungsländer abbauen.

«Der Kunststoffanteil bei Elektrogeräten wächst stetig. Wir entwickeln fortlaufend neue Verwertungsprozesse, um Schadstoffe zu minimieren und die Recyclingquote zu maximieren.»

Hansueli Bühlmann
Geschäftsführer Bühlmann Recycling AG

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«Mit dem in den vergangenen zwölf Jahren recyclierten Eisen liessen sich rund 22 Eiffeltürme bauen.»

Heinz Böni, Kontrollstelle Empa

…vielleicht wird aus einer weiteren Vision ja schon bald Realität: Nämlich, dass wir dank der Nutzung dieser mitten in der Schweiz wiedergewonnenen Rohstoffen in Zukunft den Traum einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft verwirklichen können. Denn eines ist sicher: Gemeinsam mit dem vielfältigen Swico Recycling-Team kreativer und motivierter Mitarbeiterinnen unserer Sammelstellen, den Transportunternehmen sowie den Zerlege- und Recyclingbetrieben scheint alles möglich zu sein.

Wer weiss…

Der perfekte Plan